Freitag, 16. Mai 2008

Waiting Land



Next Exurbia - Huntsburg, Ohio

Weit außerhalb der Stadtgrenzen, auf ehemaligen Wäldern und Farmen, entstehen großflächig neue "Developements". Brachliegende Grundstücke, erschlossen durch geschlungene Straßen, warten mit ihren "For Sale" Schildern darauf, dass Käufer aus den älteren Suburbs sie von ihrem Dornröschenschlaf erwecken und die Vorgärten der neuen "Mc Mansions" sie in eine neue Ära führen. Vorbei ist das Dahinvegetieren als Ackerland. Nun wird es Zeit, in den gehobenen Ring der neuen Suburbs aufzusteigen, eine "Neighborhood" zu werden, geprägt von großen Häusern mit Doppelgaragen für die geleasten SUV´s, von frischem, vertilisiertem Grün der Gärten und Büschen und Bäumen auf denen Kinder klettern.
Aber die Grundstücke warten immer öfter und immer länger auf einen Käufer, der sie in eine bessere Zukunft führt. In Zeiten von "Foreclosure" und "Housing Market Crisis" ist es nicht leicht, sein altes Haus zu verkaufen oder einen Kredit für ein Neues zu bekommen und die Benzinpreise klettern fast schon stündlich in die Höhe. Der Großteil der Bevölkerung der neuen Exurbs arbeitet in der bis zu 40 Meilen entfernten Stadt und das Pendeln von dem Wohnort zum Arbeitsplatz wird für viele zu einem finanziellen Problem.

Trotz der schlechten Lage des Immobilienmarktes und den steigenden Energiekosten ist das Haus am Rande der urbanen Siedlungsstruktur für viele die Erfüllung ihres "American Dream".
Für den Historiker Frederick Jackson Turner liegt der Ursprung der "American Identity" in der Pionierszeit und dem Weitertreiben der Grenze Richtung Westen. In seinem Aufsatz von 1893 The Significance of the Frontier in American History beschreibt er, wie wichtig diese Zeit der Entdeckungen und Abenteuer für die Bildung einer amerikanischen Identität war. Die amerikanischen Pioniere zogen immer weiter nach Westen und trieben die Frontier immer weiter in unbekanntes Land, angetrieben durch die Hoffnung auf Unabhängigkeit und ein besseres Leben. In der Einsamkeit der rohen Natur wurden Helden geschmiedet, die von dem Drang erfüllt waren, neue unbekannte Gebiete zu entdecken. Den Abenteurern folge die Frontier und der Frontier die Zivilisation mit dem "Post Office", den Farmern, den Priestern, der Eisenbahn und den Spekulanten.
Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem der Westen erschlossen war, wurde das Ende der Frontier erklärt. Aber die Geschichten über die Abenteurer und Helden überdauerte die Zeit. Der Gedanke, dass am Rande der Zivilisation die Freiheit zum Greifen nahe scheint, lebte in den Köpfen einer Nation weiter und bildete sich für viele zu einem Traum, dem Traum ein eigenes Grundstück mit einem Haus zu besitzen, am Rande der urbanen Gesellschaft, weit draußen auf dem "Waiting Land", der neuen Frontier.

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