Dienstag, 6. Mai 2008

Malls - The Cities in the City


Randall Park Mall, 20801 Miles Rd, 1:30 PM
Cleveland, OH 44128

Angetrieben durch günstige Kredite für ein Haus in der Vorstadt und dem Ausbau des Interstate-Highway-Systems in den 1950ern, wurde das Suburbane Siedlungssystem die bevorzugte Wohnform in den USA. Durch das Leben in der Vorstadt änderten sich auch die Gewohnheiten der Bevölkerung. Die Entfernung zum Einkaufen in Downtown ist groß und die Suche nach Parkplätzen ist gleicht einem Glücksspiel. Immer mehr Betriebe und Geschäfte ziehen ihren Kunden in die Suburbs nach, und bieten ihnen gute Erreichbarkeit und Parkplätze vor neuen und modernen Geschäften. Downtown hat seine Stellung als Einkaufs- und Versorgungszentrum verloren.
Schon ab den 1930ern entstehen in den Suburbs an verkehrsgünstigen Punkten Shoppingcenter. Aufgebaut nach dem Vorbild der typischen amerikanischen Main Street findet man hinter Parkplätzen eine Reihe von Geschäften und Restaurants. Das System wurde weiterentwickelt und immer größere Zentren wurden entwickelt, die den Kunden neue Attraktionen bieten.
Die "Malls" sollten nicht nur als Versorgungsstation für die nötigen Einkäufe dienen. Das Angebot eines vorgespielten städtischen Umfeld sollte den Besucher dazu animieren, mehr Zeit zu aufzubringen und mehr Geld auszugeben. 1952 errichtet Victor Gruen in Southfield, Michigan, einem Vorort von Detroit das "Northland Center". Man sollte nicht mehr nur einkaufen gehen, es wird dem Bewohner von Suburbia ein Zentrum nach Vorbild einer europäischen Innenstadt geboten.
Victor Gruen konnte den Suburbanismus der 1950er und den fehlenden Sinn für Gemeinschaft nicht viel abgewinnen. Er vermisste einen öffentlichen Platz, an dem sich die Bewohner treffen, einen Ort, wo man mit anderen seine Zeit verbringen konnte. Gruens Vision war eine Verdichtung der Masse innerhalb der suburbanen Wohnbebauung, eine "Mall", die innerstädtische Funktionen enthält, wie Cafés, kulturelle Veranstaltungen, Möglichkeit seine Freizeit zu verbringen. 1956 verpackt er
zum ersten Mal sein Konzept von einem Shoppingcenter in ein einziges Gebäude. Das "Southdale Center" in Edina, Minnesota, einem Vorort von Minneapolis, bot dem Besucher neben Geschäften auch eine Schule, ein Auditorium und einen Eislaufplatz und das alles klimatisiert.
Gruens Ideen für Shopping Malls wurden zum Vorreiter der u.s. amerikanische Konsumkultur. Überdachte Einkaufszentren schossen in Suburbia aus dem Boden. Immer mehr öffentliche Einrichtungen wurden integriert, immer mehr Attraktionen wurden geboten. Durch das neue Modell der Mall verlor die Kernstadt ihre letzte wichtige Rolle für die Suburbs. Das gesellschaftliche und soziale Leben spielte sich nicht mehr in den Theatern, Kinos, Diners und Restaurants der Innenstadt ab, sondern verlagerte sich nach außen in die klimatisierten Glitzertempel an den Kreuzungen der Freeways und Turnpikes.

Randall Park Mall in North Randall, einem kleinen Vorort von Cleveland, war eine dieser neuen Megacenter. Bei der Eröffnung 1976 sollte das neue "Super Regional Center" die größte Mall in den Vereinigten Staaten sein. Man wollte nicht nur ein Shoppingcenter, sonder eine "City in the City", einen Ort für Veranstaltungen, Theater, Kunst und Einkaufen. Alles, das man bis jetzt kennt, wollte man in den Schatten stellen. Die Lage des Bauplatzes schien erfolgsversprechend. Die angrenzende Warrensville Center Road verbindet den Randall Park mit den kaufkräftigen östlichen Suburb, die Miles Avenue bringt Kunden aus den äußeren Stadtgebieten von Cleveland und gleich nebenan befindet sich eine große Pferderennbahn. Auf dem Gelände der Mall entstanden Büros und ein mehrgeschossiges Hotel.
In den ersten Jahren boomte das Center. Das neue und große Angebot lockte Besucher aus allen Teilen der Umgebung an. Ein großer Teil der Kunden stammte aus den wohlhabenden Suburbs Shaker Heights, Cleveland Heights, Beachwood, Orange und aus den angrenzenden Arbeitervierteln von Cleveland.
1978, dem Eröffnungsjahr des Randall Parks, war Cleveland als erste Stadt in den USA nach der Großen Depression der 1930er bankrott und musste sich einer weiteren großen Abwanderungswelle stellen. In den äußeren Vierteln des Stadtgebietes von Clevelands trat eine erneute Welle des sogenannten "White Flight" ein. Ein großer Teil der Arbeiterklasse, die die typischen slawischen Vierteln von Cleveland bewohnten, wanderten auf der Suche nach besseren Schulen, besserer Infrastruktur und vor allem einer sichereren Nachbarschaft in die neuen Vororte, die weit außen am Rand der urbanen Siedlungsstruktur entstehen, ab. Durch die schlechte wirtschaftliche Lage steigt auch die Kriminalität der Stadt. Immer mehr Jugendliche schließen sich Gangs an. Die Kriminalität breitet sich auch auf die äußeren Viertel von Cleveland aus und erreicht schließlich Randall Park. Überfälle kamen immer öfter vor und schreckten die Kunden ab.
Auch die Konkurrenz durch andere Shoppingcenter wurde immer größer Ältere Malls wurden renoviert und attraktiver gestaltet und mit Beachwood erhielten die östlichen Suburbs ein Einkaufszentrum für die gehobenere Gesellschaftsschicht.

Heute steht Randall Park Mall zum Großteil leer. Die unendlich scheinende asphaltierte Parkfläche, die das Shoppingcenter umgibt, ist aufgeplatzt und voll von Schlaglöchern. Im Inneren der Mall erinnern trockene Brunnen, aufgeschlitzte Sitzbänke und leere Schaufenster an bessere Zeiten. Die Leere im Inneren der Mall scheint wie ein Paradoxon. Die Gänge sollten voll sein von Mütter mit Einkaufstaschen, Kindern mit Popcorn, dem Plätschern der Brunnen und dem Geruch von Hot Dogs aus dem "Food Court". Stadtdessen ist es in den Gängen der "City in a City" ungewöhnlich still. Die City ist weitergezogen, weiter nach außen, in die neuen Malls der neuen Vororte.

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